BE:COME VISIBLE 2024: Wessen Geschichten werden erzählt?

Präsentiert von Pro Quote Bühne in Kooperation mit dem Theater an der Parkaue
Wer kennt sie nicht? Goethe, Schiller, Lessing... Die sogenannten „Klassiker“ der Theaterliteratur, die seit Jahrhunderten den Spielplan deutschsprachiger Theaterbühnen dominieren und in den Schulbüchern der Gymnasien und Realschulen behandelt werden. Oft und gerne wird dann die Arbeit an diesen Stoffen mit Theaterbesuchen kombiniert.
Dass in diesem „Stücke-Kanon“ die (cis-)männliche Perspektive dominiert und diese Klassiker zusätzlich von meist (cis-)männlichen Regisseuren inszeniert, die wiederum von meist (cis-)männlichen Intendanten engagiert wurden, ist durch Studien belegt. Es besteht also ein sehr starkes Ungleichgewicht in der Geschichtsauswahl, -erzählung und Interpretation.

Immer noch müssen sich FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter-, nicht-binäre, Trans* und A-Gender-Menschen) in (cis-)männliche Protagonisten hineinversetzen, weil das Handlungsrepertoire von „Frauen*rollen“ in diesen Klassikern sehr übersichtlich ist. Sie werden entweder umgebracht, „wählen“ den Tod oder verfallen dem Wahnsinn. Medea oder Penthesilea sind die Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Wir von Pro Quote Bühne fragen, wo bleiben die Perspektiven, Geschichten und Sichtweisen von FLINTA*? Von nicht-weißen Menschen? Von Menschen mit Behinderung? Von Menschen aus der Arbeiterklasse usw.? Und laden dazu Expert*innen, Dramaturg*innen, kulturpolitische Entscheider*innen und Autor*innen ein, um darüber zu sprechen, wie Theater und Schulbücher um die vergessenen und zeitgenössischen Autor*innen bereichert werden können. Damit verknüpft ist natürlich auch der Arbeitsmarkt, in dem entsprechende Theaterautor*innen bislang eher unsichtbar geblieben sind. Um dem entgegenzuwirken, werden während des Abends Künstler*innen kurze, performative Beiträge auf unserer „Open-Stage“ zu dem Themenkomplex zeigen.

Wir laden alle Interessierten ein, mit uns gemeinsam darüber zu diskutieren, was es bedeutet, wenn relevante Perspektiven und Geschichten unerzählt bleiben und wie wir das ändern können.

Die Veranstaltung auf der Bühne 3 wird per Live-Stream auf dem Youtube-Kanal von Pro Quote Bühne übertragen.

Begrüßung

Christina Schulz (sie/ihr), Intendanz Theater an der Parkaue

Keynote

Maxi Obexer (sie/ihr), Schriftstellerin und Theaterautorin, wuchs in Südtirol/Italien auf, sie lebt in Berlin. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft. Für ihre vielfach politischen Werke erhielt sie u. a. den Robert Geisendörfer Preis, den Eurodram-Preis für „Illegale Helfer“ sowie für „Gehen und Bleiben“ die Auszeichnung für das beste Potsdamer Theaterprojekt 2017. Gastprofessorin an der Universität der Künste Berlin, am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an etlichen US-Amerikanischen Universitäten, u. a. am Dartmouth College (NH) und an der Georgetown University in Washington DC. Gründerin des Neuen Instituts für Dramatisches Schreiben, Nids und im Vorstand von VTheA – Verband der Theaterautor:innen.

Moderation

Margarita Tsomou (sie/ihr), Kuratorin HAU Hebbel am Ufer und Professorin HS Osnabrück

Panel

Sarah Elisabeth Braun (sie/ihr), interdisziplinäre Künstlerin, BiPoC-Netzwerk
Antigone Akgün (sie/ihr), Autorin, Dramaturgische Gesellschaft
Melanie Kühnemann-Grunow (sie/ihr), Stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Kultur- und Medienpolitische Sprecherin, SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin.
Matin Soofipour Omam (sie/ihr), Leitung Dramaturgie Theater an der Parkaue
Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Spielort: Bühne 3
Termin: 29. Januar 2024